Mittwoch, 27. Juli 2011

Wer viel verändert, leidet viel

Nur derjenige, der bereit ist alles Leid zu tragen, wird auch glücklich sein.

„Wirklich weise ist der, der mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.“ - altes indianisches Sprichwort


Von Leid
Ich griff mal wieder zu einem Buch, das ich mir vor einiger Zeit gekauft hatte. Frieder Lauxmann philosophiert am Anfang des 21. Jh. über verschiedene Dinge. So auch über die großen Menschen der Geschichte, vorzugsweise Christen. Ich musste mit dem Autor zusammen feststellen, dass die Menschen, die am meisten bewegten, viel zu leiden hatten. Über Georg Müller habe ich schon einmal geschrieben, aber auch Ghandi und Mutter Theresa kann man hier nennen. Und sicherlich fällt es niemandem schwer noch mehr Persönlichkeiten zu finden, die Opfer erbracht haben, um etwas zu erreichen. (Das populärste Beispiel habe ich jetzt nicht genannt...)

Diese Menschen haben in all ihrem Leid Großes bewirkt. Sie haben zwar meistens nur einen kleinen Kreis von Menschen direkt erreicht und doch haben sie die Welt verändert. Ihre provokative Art zu leben und die Worte, die sie sagten waren zum Teil sehr polemisch und regten zum Denken an. Sie waren oft Praktiker und klagten das ein oder andere Mal frei heraus die Oberschicht an.

Eine Frage im Raum

Diese Menschen stellten mir eine Frage: Bist du bereit zu leiden und auch ohne Aussichten auf Erfolg für das Richtige einzustehen? 
Ja ich wollte für das Richtige einstehen und mit meiner Lebensweise und meinen Worten provozieren. Doch was das Leid angeht, bin ich mir nicht so sicher. Ich habe vor dem Tod nicht wirklich Angst, aber vor dem Weg dahin schon. Ehrlich gesagt, ich will nicht leiden.

Ich habe mal ein bisschen rumgefragt. So geht es vielen Menschen. Für das Richtige einstehen, Gerechtigkeit schaffen, Großes bewirken, wollen viele. Aber bitte nicht leiden wie vielleicht Jesus!?

Dann doch lieber wie Zorro. Der war auch erfolgreich, aber um nicht persönlich angreifbar zu sein, versteckt er sich hinter einer Maske. Das machen unsere Superhelden im Kino auch. Sie setzen sich für das Gute ein und versuchen mit der Maske ihr Privatleben zu schützen. Dabei sehen wir auch dort immer: das geht nicht. Niemand kann auf Dauer ein revolutionärer Abenteurer sein, der die Welt bewegt und gleichzeitig von allen gemocht wird.

Jeder von uns, der über sich selbst hinaus etwas in dieser Welt bewegen will, muss es wagen aus seinem Schneckenhaus und seiner Kuschelecke heraus zu kommen. Der Weg zu wirklichen Veränderungen, seien sie privat, in der Familie oder global muss auch durchlitten werden.

Sag mir, wofür?

Nicht jeder von uns ist ein geborener Weltverbesserer. Und das ist auch okay. Nicht jeder von uns muss in lustigen Anzügen durch die Gegend rennen und die Welt vor den Bösen dieser Welt retten. Nicht jeder von uns muss ein Volk befreien. Nicht jeder von uns muss sich für die Rechte einer Minderheit einsetzen.

Die meisten von uns haben ganz normale Träume: Karriere, Familie, Lebensstil.
Auch diese Dinge können sehr herausfordernd sein und viele Opfer abverlangen. Und wenn es so weit ist, dass die Kinder derart stressen, dass man sich als Mutter eingestehen muss, gerne das Leben zu wechseln; wenn die Karriere jeden Freiraum einnimmt und es außer endloser Arbeit nichts gibt; wenn der Lebensstil, die Religion, die Überzeugungen, nicht das geben, was sie sollten; wenn meine persönliche Entwicklung an meinen Mitmenschen zu scheitern droht; dann sollte man eine Frage schon lange für sich beantwortet haben: Bin ich bereit dafür zu leiden?

Diese Frage in einer Krisensituation zu stellen, mag helfen. Aber besser ist es, wir haben dann schon die Antwort und können entweder die Prioritäten ändern oder können motiviert durchhalten, weil wir ein Ziel vor Augen haben, für das wir uns so sehr entschieden haben, dass wir sogar dafür leiden werden.


Von Leid und Erfolg

Wer Familie hat, wird festgestellt haben, dass es Situationen gibt, in denen man sich wünscht lieber allein zu sein oder es Situationen gibt, in denen man sich trotz eines vollen Hauses allein fühlt.

Wer Freunde hat, wurde schon einmal enttäuscht und hat vielleicht auch eine Freundschaft beenden müssen.

Wer für seinen beruflichen Erfolg arbeitet, musste feststellen, dass man sich auch für Jahre abrackern kann, ohne Lohn oder Anerkennung dafür zu bekommen.

Trotz der negativen Erfahrungen in unserem Leben, trotz des Leides, hören viele von uns nicht auf. Sie kämpfen weiter und stellen fest, dass es sich lohnt. Für jeden von uns, gibt es einen Moment des Glücks in dem, was er sucht. In diesem Moment weiß man, dass es sich gelohnt hat.
Freundschaften mögen beendet worden sein, aber an der Freundschaft an sich wurde nie gezweifelt und man behielt Recht. Die Familie mag manchmal nerven, aber sie schenkt uns so viel Freude. Und die Beispiele setzen sich fort...

Genau so ist es auch mit anderen Zielen, die wir haben.
In letzter Zeit sind mir zwei Dinge ans Herz gewachsen: Das eine betrifft viele meiner Mitmenschen. Ein Ehepaar aus meinem Bekanntenkreis trennt die Wohnung. An dieser Stelle will ich mit einem Megafon rufen, dass dieser Weg durchlitten werden kann, aber nicht auseinander gehen muss. Auch ich kenne die Realität und muss einsehen, dass sich die Wege von Menschen auch trennen. Aber ich will daran glauben, dass es niemals der einzige Weg ist.

Das führt mich zur zweiten Sache: Es kommt in regelmäßigen Abständen vor, dass ich mich, meine Überzeugungen oder mein Leben in Frage stelle. Auch diese Wege müssen durchlitten werden. Natürlich ändert sich dadurch auch einiges in meinem Leben. Aber eines ändert sich nicht: Ich gebe niemals auf. Mein Ziel steht!

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