Mittwoch, 29. Juni 2011

Lebenszeit

Gehetzte Zeit ist verlorene Zeit, nur wer sich Zeit nimmt, gewinnt sie auch.

„Wenn etwas wichtig ist, dann nimmt man sich die Zeit.“ - Capt. James T. Kirk

Die ganze Welt kann Multitasking


Wenn es um Mobiltelefone und andere Geräte des täglichen Bedarfs geht, fällt oft das Wort „Multitasking“. Dieser Begriff war schon in den 90ern modern. Die neue Blüte verhilft dieser Idee aber auch zu neuem Aufschwung. Mehrere Sachen gleichzeitig zu tun, gilt immerhin als zeitsparend und effizient. Der Computer wird zum Surfen genutzt, nebenbei spielt er Musik ab und lädt eine Datei aus dem Internet herunter. Wir fangen an zu kochen, sehen nebenbei einen Film oder höre ein Hörbuch und unterhalten uns mit jemandem am Telefon.

Multitasking galt lange Zeit als Privileg von Frauen, was in dem einen oder anderen Buch auch evolutionsbiologisch begründet wurde. Frauen können einfach mehrere Dinge gleichzeitig. Mittlerweile hat Mann aufgeholt.

Die Motivation dahinter ist klar: Zeit sparen. Wer Dinge gleichzeitig erledigt, muss sich nicht nacheinander tun. Das spar Zeit. Aber spart es auch Energie? Wie erfolgreich ist Lernen für die Schule wirklich, wenn man nebenbei Fernsehen kuckt oder im Internet surft? Wie befriedigend ist ein Telefonat, wenn man nebenbei ein Buch liest und einen Brief schreibt? Wie erfolgreich ist das Kochen wenn man nebenbei noch einmal schnell etwas am Computer machen will?

Zeit füllen

Wenn wir durch Multitasking versuchen Zeit zu sparen, müssen wir in Kauf nehmen, dass alles, was wir tun nur halb so gut wird. Natürlich gibt es immer wieder Helden, die mir erzählen, dass sie Multitasking tatsächlich ohne Probleme beherrschen. Aber auch wenn es erfolgreich ist, ist es Stress und Stress ist nicht gut. Die Konzentration geht abhanden, man hat alles und nichts im Kopf, man wird hektisch, nervös und gereizt. Muss das sein?

Aber ist das nicht notwendig, um unser Leben in den Griff zu kriegen? Für die wichtigen Dinge in unserem Leben braucht man Zeit. Aber es gibt so viel Arbeit, die uns kostbare Zeit stielt. Muss man da nicht dafür sorgen, dass so schnell wie möglich die Arbeit abgefertigt wurde?

Mal ehrlich! Was machen wir denn, wenn unsere Arbeit getan ist? Auch nicht viel sinnvolleres. Fernsehen, Computer, im besten etwas für den Haushalt oder die Familie. Da beißt sich der Hund doch selbst in den Schwanz!

Haben wir die Zeit falsch verstanden?

Die Motivation hinter dem Multitasking und der ganzen Arbeit scheint Freizeit zu sein. Doch Freizeit befriedigt auch nicht immer. Wir füllen unsere Freizeit mit Dingen, die uns Spaß machen und tun das dann auch wieder nebeneinander. Und wenn es ganz doll wird, vermischen wir Arbeit und Freizeit sogar.

Es scheint also nicht unser Problem zu sein mehr oder weniger Zeit zu bekommen, sondern was wir mit der Zeit anfangen. Wofür will ich mir wirklich Zeit nehmen? Hetze ich durch den Tag, oder gibt es etwas, das wirklich meine volle Konzentration in Anspruch nehmen darf? Erlaube ich, dass mich etwas völlig einnimmt?

Wer den Blog aufmerksam gelesen hat, sieht hier wieder die Frage nach Zielen und Prioritäten winken. Gibt es ein Hobby, das mich ausfüllt? Ist die Familie mein Ziel? Habe ich einen Plan für mein Leben, an dem ich arbeiten will?

Ich kann nicht vorschreiben, wofür man seine Zeit hergibt. Es gibt vieles, was dringend ist und erledigt werden will. Aber es gibt nur wenige Sachen, die wirklich wichtig sind. Ich will jedem Mut machen, die wichtigen Dinge im Leben derart zu mögen, dass sich jeder wirklich konzentriert Zeit dafür nimmt und diese Zeit für sich sein lässt.

Jede Stunde, jede Minute konzentriert in etwas investiert, das wirklich wichtig ist, ist ein Sieg.

meine Couch

Ich nehme mir gern Zeit für verschiedene Dinge. Ich habe ein Hobby, ich nehme mir gern Zeit für meine Frau und ich liege gern auf meiner Couch.

Ja, ich nehme mir Zeit, um auf der Couch zu liegen! Dort lasse ich die Gedanken kreisen und fliegen. Manchmal träume ich, manchmal bete ich, manchmal denke ich über Probleme nach, die ich habe, manchmal sehe ich einfach nur die Gedanken an, die mir nach und nach in den Kopf kommen.

Auf meiner Couch nehme ich mir Zeit für die Zeit. Ich genieße es, ein paar Minuten einfach nur Zeit zu haben. Diese Zeit entspannt mich, lässt mich runter kommen. Ich kann mich konzentrieren, überlege, hole mir Hilfe bei meinem Gott usw. Diese Zeit ist nur für sich selbst da. Es geht mir gar nicht darum irgendetwas besonderes zu tun. Es geht mir bewusst darum, einmal kein Multitasking zu machen, sondern ganz fokussiert zu sein.

Diese Zeit ist keine Verschwendung, sondern gewonnene Zeit. Sie bereichert mein Leben.
Wer sich Zeit für Dinge nimmt, die wichtig sind, sich damit Zeit lässt und einfach nur genießt, wird keine Zeit verloren, sondern Leben gewonnen haben.

Dienstag, 21. Juni 2011

Reicht es fürs Leben?

Nur wer über den Tod hinaus denkt, wird leben.

„Was auch immer du im Leben tust, wird unbedeutend bleiben, aber es ist wichtig, dass du es tust, da es niemand sonst tun wird.“ - Tyler Hawkins


Am Rand unseres Universums

Viele Menschen leben für etwas, das ihr Leben erfüllt. Das ist eine gute Sache. Autos, Häuser, Flirts, Partys usw. können das Leben sehr bereichern. Doch der Knackpunkt kommt dann, wenn sich das Leben dem Ende neigt oder an seine Grenzen stößt; wenn wir dort hinkommen, wo unser kleines Universum endet.

Helfen die Dinge, mit denen wir unser Leben anfüllen auch beim Sterben? Ich höre immer wieder von Menschen, die in einer schweren Krankheit standen oder dem Tod ins Auge blicken mussten, und berichten, dass sich danach ihre Prioritäten völlig geändert haben. Das ging sogar so weit, dass mir ein Mann Mitte 50 sagte, dass er sein Leben nach einem Autounfall derart überdachte, dass er sogar seinen Beruf wechselte.

von großen Dingen und kleinen Katalogen

Doch was kann helfen, wenn der Tod an die Tür klopft? Ideologien? Große Ideen? Sein Leben einer großen Sache widmen? Vielleicht. Die wohl meisten Menschen auf diesem Planeten sehen in der Religion oder religionsähnlichen Ideen diese Hilfe. Natürlich hilft das. Die meisten Religionen bieten ein Weltbild, das über das Leben eines einzelnen Menschen hinausreicht. Auch die großen Fragen des Menschen finden dort eine Möglichkeit, beantwortet zu werden.

Natürlich berührt die Frage nach dem Tod nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Fragen des Lebens. Das zeigen die Beispiele, die ich oben genannt habe.

Selbstverständlich haben die Religionen auch hier meist groß angelegte Kataloge, die den Alltag und alle möglichen Situationen regeln. Aber ich beobachte immer häufiger, auch bei sehr religiösen Menschen, dass diese Kataloge nicht mehr Beachtung finden, weil sie altbacken und rückständig wirken. Oft läuft das darauf hinaus, dass man sich die Sachen herauspickt und zusammenstellt, die am besten gefallen.

Lebe über dein Leben hinaus!

Ich will dieses Vorgehen gar nicht in Frage stellen. Aber wenn man schon pickt, dann richtig! Deswegen will ich wieder eine Frage stellen: Was ist es wert, dass du dein Leben über den Tod hinaus dafür lebst? Diese Frage klingt ein bisschen seltsam, aber dahinter steckt folgendes: Ich kann mein Leben mit schönen Sachen befüllen und glücklich sein. Ich kann meinen Blick aber auch erweitern und mein Leben mit Ausblick auf den Tod leben. Dann ändern sich eventuell die Prioritäten.

Auto, Computer, Partys usw. müssen dann vielleicht anderen Dingen weichen: Familie, Freunde, vielleicht einer Lebensaufgabe. Doch die Frage, die ich stelle geht noch darüber hinaus: Der Blick geht auf Generationen nach uns. Wie wollen wir, dass unsere Kinder- und Enkelgeneration von uns profitieren können? Gibt es etwas in unserem Leben, das wir tun können, was über unser Leben hinaus Folgen hat?

kleine Taten, große Folgen

Ich denke dabei nicht zuerst an große Projekte oder Taten, die uns einen Namen machen. Selbst kleine Dinge, die wir tun, haben Folgen. Wer das Experiment von letzter Woche ernsthaft mitgemacht hat, wird gemerkt haben, dass die Folgen schon jetzt gravierend sein können. Man stelle sich vor, diesen Effekt hätte man sein ganzes Leben hinweg auf viele andere Menschen. Auch deren Leben wird sich dadurch verändern, weil es etwas im Leben gibt (uns), das ihnen gut tut. Diese Wirkung wird auch in der nächsten Generation zu spüren sein.

Hier höre ich Tyler Hawkins aus dem Film „Remember me“ sprechen. Aber ich will sein Zitat ein bisschen abändern: Was auch immer du im Leben tust, mag unbedeutend sein, aber es ist wichtig, dass du es tust, da es niemand sonst tun wird.

Es gibt ein paar von uns, die wirklich Großes tun werden. Aber es wird eine ganze Menge von uns geben, die kleine Dinge tun werden und den gleichen Effekt erreichen. Wir müssen uns nur noch dafür entscheiden, welcher Effekt das sein wird.

Dienstag, 14. Juni 2011

Das Experiment

Positives Reden verändert die Welt

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern. - Karl Marx


Positives Reden

Der heutige Blog soll ein Experiment vorstellen, das ich einmal selbst ausprobiert habe und das mich in seiner Wirkung total verblüfft hat.

Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen den Tag hinweg sehr negativ reden. „Scheiße“ ist eine Modewort geworden. Und Reaktionen wie „Leck mich!“ oder noch ärgeres sind normal. Sarkasmus ist des Deutschen beliebtester Humor geworden und uns fällt drei mal schneller eine Kritik, als ein Kompliment ein.

Doch welche Folgen hat dieses ständige negative Reden für uns? Wie wirkt es auf uns, wenn wir in den Nachrichten, von unseren Freunden und Verwandten nur negatives hören. Haben Beleidigungen und Sarkasmus eine Wirkung auf uns, selbst wenn wir es schon nicht mehr ernst nehmen oder uns daran gewöhnt haben?

Das findet man nur heraus, wenn man einmal das Gegenteil ausprobiert.

Das Wochenexperiment

Um das zu schaffen, habe ich mir eine Woche lang ein paar Regeln aufgestellt, die recht einfach klangen, es aber ganz schön in sich hatten. (Ich weiß gar nicht mehr, ob ich selbst darauf gekommen bin, oder ob ich es irgendwo kopiert habe.)

Das Grundanliegen dabei war, nur positiv zu reden und so vielen Menschen wie möglich eine Freude zu machen. Das mit der Freude war wesentlich leichter als das mit dem positiven Reden.

Aber es ist unglaublich was dabei heraus kam:

Viele Menschen, mit denen ich nur flüchtig Kontakt hatte, waren plötzlich erfreut mich zu sehen. Man hat gern Umgang mit mir gehabt und ich war beliebt. Ich hatte sehr positive und aufbauende Gespräche. Diese ganze positive Energie schwappte auch auf mich zurück. Auch wenn es nicht leicht war, hat es riesig Spaß gemacht.

Seit diesem Experiment habe ich meinen Umgang mit anderen und meine Lebensgrundhaltung verändert. Es hat mir wirklich die Augen geöffnet.

Die Regeln

Die Regeln sind eigentlich ganz einfach:

1. Rede nur positiv - negative Worte sind verboten!!!
Dazu gehören Worte Beleidigungen, Sarkasmus, Kritik, aber auch Worte wie „Nein“, „geht schlecht“, „das wird wohl nicht möglich sein“, „das ist schwierig“ usw. Wenn man jemandem eine Bitte abschlagen will, muss man es positiv formulieren wie „Vielleicht später.“, „Das nächste Mal sicher gern.“ oder „Frag mich nächste Woche noch einmal.“ ;)

2. Wann auch immer du mit jemandem redest, mache ein Kompliment - egal, ob man sich länger unterhält oder nur flüchtig begrüßt.
Es reicht schon „Deine Hose sieht gut aus.“ oder „Schöne Frisur“. Man kann aber auch mal „Ich finde es stark, wie ausdauernd du arbeitest.“ oder „Ich bewundere deine Geduld mit deinen Kindern.“ Diese Komplimente können auch einfach ins Blaue gemacht werden. Ein Kompliment braucht keinen Anlass. Mache es „einfach nur so.“

3. Umgebe dich mit positiven Gesprächen - um die ersten beiden Regeln durchzuhalten, ist es wichtig auf positive Gedanken zu kommen.
Daher sollte man negative Gespräche meiden. Sollte der Gesprächspartner negativ über ein Thema reden, wird das Thema einfach gewechselt oder man verabschiedet sich. Im Gegenzug dazu werden Gespräche mit Menschen gesucht, die positiv reden.

4. Bete viel - Manche meditieren, andere beten. Da ich Christ bin, empfehle ich das Gebet. Menschen, die mit dem Gebet nichts anfangen können, brauchen auch nicht mit Gott zu reden. Man kann ihn auch anschweigen oder einfach in der Gegenwart Gottes seinen eigenen Gedanken nachgehen. Wichtig ist, dabei die Augen zu schließen, sich zu entspannen und sich darauf einzulassen. Selbst ein paar Minuten Schweigen im Gebet geben neue Kraft und Ausdauer. Es funktioniert sogar bei Menschen, die nicht an Gott glauben.

Achtung!

Dieses Experiment verlangt es, sich auf etwas Neues einzulassen. Aber genau darum geht es in diesem Blog auch. Es ist einen Versuch wert!

Natürlich wird nicht alles auf Anhieb klappen. Viele negative Worte sind zur Gewohnheit geworden und wir müssen erst einmal neue Worte dafür finden. Wir müssen auch immer daran denken ein Kompliment zu machen und welche Worte wir sagen wollen.

Das braucht ein bisschen Übung und Geduld. Wenn man mal nicht dran denkt, ist das kein Grund zur Enttäuschung. Ich selbst habe keinen Tag komplett durchgehalten. Aber es war trotzdem eine wirklich gute Erfahrung.

Man sollte aber auch bedenken, dass nicht alle Regeln zu jeder Zeit gelten. Es ist nicht immer gut negative Gespräche zu meiden. Manche müssen einfach geführt werden. Es ist nicht immer gut Worte wie „Nein“ aus dem Wortschatz zu streichen. Aber dafür geht dieses Experiment ja auch nur eine Woche. Man kann sich mal darauf einlassen. Ich bin auf die Reaktionen gespannt!!!

Mittwoch, 8. Juni 2011

Vollgas

Wenn du etwas haben willst, gib es weg!

"Die Moral eines Menschen ist zu beurteilen nach der Fähigkeit, welch großes Opfer er zu bringen bereit ist, ohne dabei an eine Gegenleistung zu denken." - Konrad Lorenz


Georg Müller

Georg Müller ist am 10. März 1898 in Bristol gestorben. Wer ein Foto von dem gebürtigen Deutschen sieht, wird einen auffallend breit grinsenden Mann sehen. Das ist sehr unüblich für die damalige Zeit. Fotoaufnahmen dauerten in der damaligen Zeit recht lange. Man durfte nicht wackeln. Deshalb war es für die meisten zur Gewohnheit geworden einfach grimmig in die Kamera zu sehen, auch wenn die Technik gegen Ende des 19. Jh. so weit fortgeschritten war, dass man sich auch Lächeln erlauben konnte.

Georg Müllers Lächeln in einer Zeit, in der niemand sonst lächelte, spiegelt seine Grundhaltung wieder. Als Pastor in England war er davon überzeugt, etwas für die vielen Waisenkinder tun zu müssen. Gleichzeitig hatte er sich aber an den christlichen Grundsatz gehalten „Verkaufe alles was du hast und gib es den Armen.“ Infolge dessen hatte er keinen Besitz mehr. Aber betteln wollte er auch nicht.

Dennoch schaffte er es mit Vertrauen und jeder Menge Gebet bis zum Jahr 1870 Waisenhäuser für 2000 Kinder zu bauen. Die Ausbildung, die er ihnen geben konnte, war so gut, dass er gebeten wurde, seine Ausbildung zurück zu schrauben, weil sich so viel Bildung für Waisenkinder nicht gehöre.

Georg Müller hat in seinem Leben alles gegeben, was er hatte. Für einen Traum, den er von einer Welt mit Gott hatte. Er hat Zeit seines Lebens keinen eigenen Besitz gehabt und niemals um Spenden gebeten. Dennoch waren immer wieder Menschen von seiner Idee und seinem Engagement begeistert, sodass sie ihm von ihrem Besitz abgaben, damit seine Arbeit weiter gehen konnte. Georg Müller ist damit zu einem leuchtenden Beispiel von Aufopferung im christlichen Abendland geworden.

Menschen mit Biss

Wenn wir Menschen eine Sachen haben wollen oder uns ein Ziel gesteckt haben, dann kommt es vor, dass wir uns daran festbeißen und nicht wieder davon loskommen. Mit dem Körper wird Raubbau betrieben und andere Bereiche des Lebens werden vernachlässigt.

Es fängt damit an, dass wir Kredite aufnehmen, weil uns Dinge zu leisten, die wir uns eigentlich nicht leisten können. Manche von uns arbeiten bis tief in die Nacht, weil sie dieses eine Projekt noch abschließen wollen. Wieder andere spielen stundenlang am Computer, um das nächste Level zu erreichen.

Es steckt in unseren Köpfen, dass wir für unsere Ziele etwas opfern müssen. Obwohl ich diesen Gedanken nicht von vorn herein ablehne, bin ich mir nicht sicher, ob wir „Opfer“ immer richtig verstehen.

Nur zu oft höre ich die Frage: "Wie schaffe ich es, dass ich mehr leisten kann? Ich brauche mehr Energie, mehr Kraft, mehr Ausdauer!" Der Kapitalismus hat uns eingebrannt, dass wir etwas weggeben müssen, um etwas anderes zu bekommen. Wir geben Arbeitskraft weg, um Geld zu bekommen. Wir geben Geld weg, um Ware zu bekommen usw.

Geben und bekommen

Was passiert mit uns, wenn wir diese Gedanken umdrehen? Was passiert wenn, wir etwas weggeben, das wir doch eigentlich haben wollen?

Vorrangig haben wir den Eindruck etwas zu verlieren. Aber dieser Verlust kann zur Freiheit werden. Freiheit, die uns Horizonte eröffnet, die wir vorher gar nicht gesehen haben.

Die Frage war vorher: Was muss ich haben oder tun, um mein Ziel zu erreichen? Nun ist die Frage: Was kann ich weggeben oder nicht tun, um mein Ziel zu erreichen?

Mir geht es nicht darum ein Asket zu werden, sondern darum, sich der Bindungen bewusst zu werden, die man eingegangen ist. Wovon habe ich mich abhängig gemacht? Muss das wirklich sein? Was würde passieren, wenn ich diese Abhängigkeiten los wäre? Wofür würde ich die neue Freiheit einsetzen? Welche Bindungen in meinem Leben wären wirklich sinnvoll?

Wie Georg Müller seinen ganzen Besitz wegzugeben, ist ein großer Schritt, den man vielleicht gar nicht tun muss. Aber die Frage allein „Was wäre wenn...?“ kann schon helfen sich von Dingen zu verabschieden, sie nicht mehr so ernst zu nehmen.

Man wird eine entspanntere Haltung zu den Dingen einnehmen. Sind Autos, Häuser, Computer, Geld oder Events so viel wert, dass man sein Leben für sie verbringt? Oder ist es etwas anderes mehr wert?

mein Computer

Als ich von Georg Müller erfahren habe, stellte auch ich mir die Frage, ob ich meinen gesamten Besitz weggeben könnte. Bei den meisten Dingen in meinem Besitz war das kein schwerer Gedanke(ich bin Student, da besitzt man ja auch nicht so viel). Bei meinem Computer war das anders. Er ist mein Arbeitsgerät und mein Kommunikationsmittel. Würde ich ihn weggeben, wäre ich gleich auf mehreren Ebenen eingeschränkt.

Ich kämpfte sehr lange mit diesem Gedanken. Zwar befindet sich der Rechner immer noch in meinem Besitz, aber ich habe mich doch innerlich von ihm getrennt. Ich habe zu den Daten darauf, den Dingen, die ich damit mache ein anderes Verhältnis. Ich arbeite immer noch sehr viel damit. Aber Internet, Daten usw. sind relativ geworden. Der Computer ist nun nicht mehr untrennbarer Teil meines Lebens.

Diese Entspannung hat mein Leben sehr bereichert und für andere Gedanken frei gemacht. Ich habe meine Prioritäten von Besitz und Status loslösen können. Nun bin ich in der Lage meine Prioritäten neu zu ordnen und mir über das wirklich wichtige im Leben Gedanken machen zu können: ...

Mittwoch, 1. Juni 2011

Auch du wirst irgendwann jemandem dienen...

Eine Freundschaft beginnt man nicht von oben herab. Sie beginnt auf Augenhöhe und festigt sich auf Knien.

Der König ist der erste Diener des Staates - Friedrich der Große


Dieser Blog

Ich werde oft gefragt, warum ich diesen Blog schreibe, und warum gerade so. Schreibe ich diesen Blog für mich selbst? Ist er für einen Blog nicht zu lang? Wo sind die in Blogs üblichen Links und Informationen? Was soll das überhaupt?

Mein Blog hat einen Sinn! Er soll eine Dienstleistung für Menschen sein und ihnen helfen über ihr Leben nachzudenken. Ich versuche Menschen, die ich vielleicht nicht einmal kenne, etwas mitzugeben, das ich gefunden habe, und mich begeistert.

Aber ich versuche ihnen noch mehr zu geben: Zeit. Wir alle verbringen viel zu wenig Zeit damit, über die wichtigen Dinge in unserem Leben nachzudenken. Die 10 Minuten, die man braucht, um diesen Blog zu lesen, sollen ein Geschenk von mir sein.

Bewunderung

In den letzten beiden Blogs ging es um Träume und deren Verwirklichung. Viele Menschen träumen von materiellen Dingen. Für Computer, Auto, Haus, Urlaub und viele andere Wünsche wird viel Geld ausgegeben.

Doch was wäre der schönste Urlaub, ohne jemanden, mit dem man ihn teilen kann? Was ist das coolste Auto wert, wenn niemand da ist, der es bewundert? Welchen Sinn hat das schönste Haus, wenn niemand sonst darin wohnt, als man selbst allein?

Wir Menschen tun viel, um Anerkennung zu bekommen und Wertschätzung zu bekommen. Doch oft vergessen wir, in das zu investieren, was uns wirklich bereichert: Beziehungen.

Als soziale Wesen sind wir darauf angewiesen in Beziehung zu anderen Menschen zu sein. Doch anstatt an diesen Beziehungen zu bauen, machen wir oft voreilig Schluss oder versuchen die fehlenden menschlichen Beziehungen durch andere Sachen zu kompensieren: Erfolg bei der Arbeit, Luxus- und Genussartikel, Statussymbole usw. All diese Sachen sind nicht schlecht. Aber sie können es werden, wenn wir aus den falschen Motiven danach suchen.

Bewunderung auf Knien

Die Frage, die bei vielen Menschen im Hintergrund von alledem steht ist: Wie kann ich Menschen dazu bringen, mich zu bewundern, anzuerkennen oder zu respektieren? Oder einfacher gefragt: Wie bringe ich jemanden dazu, mich zu mögen? Doch die Anerkennung und Zuneigung anderer können wir nicht kontrollieren.

Einen Freund kann man nicht von oben herab gewinnen. Man muss mindestens auf Augenhöhe gehen. Doch noch besser ist es eine Etage tiefer zu gehen: Auf die Knie.

Die Frage sollte nicht lauten: Wie kann ich Menschen dazu bringen mich zu mögen? Statt dessen ist es besser zu fragen: Wie kann ich Menschen das Gefühl von Bewunderung und Anerkennung geben?

Ein Mensch, der sich bewundert und anerkannt fühlt ist nicht nur freundlicher zu uns, sondern insgesamt vitaler und energiegeladener.

Wenn wir bereit sind jemandem das zu geben, was wir uns auch so sehr wünschen, wird diese Bereitschaft auf uns zurück kommen. Wer gutes gibt, wird gutes bekommen.

Wer vor jemandem auf die Knie geht, diese Person höher schätzt als sich selbst, sich für sie aufopfert und ehrlich für sie da ist, braucht sich um das Echo nicht zu sorgen.

Die Wege zum Ziel

Aber wie soll das gehen? Wir Menschen sind offensichtlich nicht alle gleich. Diese Unterschiedlichkeit drückt sich auch darin aus, dass wir Anerkennung und Zuneigung unterschiedlich geben und empfangen (wollen).

Diese Unterschiedlichkeiten kann man auf 5 einfache Wege reduzieren. Jeder Mensch drückt Liebe über einen oder mehre dieser Wege aus.

Zeit
Der wohl größte Freundschafts- Partnerschaftsfaktor ist Zeit. Wenn man keine Zeit miteinander verbringt, wird sich auch keine Beziehung oder Freundschaft entwickeln. Doch wie wunderbar ist es einfach Zeit mit einer Person verbringen zu können, die mich mag, weil ich bin, wie ich bin. Genau dieses Gefühl kann man anderen weiter geben.

Hilfsbereitschaft
Ehrliche Hilfsbereitschaft gibt es aber nur ohne Hintergedanken, ohne eine Gegenleistung zu fordern. Hilfsbereitschaft besonders in den kleinen Dingen des Alltags öffnet Herz und Arme unserer Mitmenschen.

Komplimente
Ein gutes Wort hat noch niemand bereut. Postive Worte kann man weder genug bekommen, noch genug verteilen. Komplimente und gute Worte finden immer Anklang. Besonders aber dann, wenn man sie auch noch gibt, wo keine zurück kommen.

Geschenke
Schon eine alte Weisheit lehrt: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.

Intimität
Körperlicher Kontakt ist vielleicht am wenigsten dafür geeignet eine platonische Freundschaft aufzubauen. Er gehört wohl eher in echte Partnerschaft.
Man kann Intimität aber auch ohne körperlichen Kontakt herstellen. Wer Sicherheit und Geborgenheit bietet, also schlicht und ergreifend vertrauenswürdig ist, gewürzt mit einer liebevollen Grundhaltung, kann auch ohne Körperkontakt Intimität beweisen.


Nicht alle diese Wege führen gleich gut zum Ziel.
Ich mag vielleicht den Weg der Geschenke am liebsten und zeige meine Zuneigung auch so. Dennoch kann es sein, dass diese Gesten nicht ankommen, weil mein Freund Hilfsbereitschaft mehr schätzt. Hier bleibt nur spielerisch auszuprobieren, abzuwägen und nachzufragen, bis wir die ideale Mischung gefunden haben.

PS: heute doch ein Link: Die Fünf Sprachen der Liebe