Dienstag, 14. Juni 2011

Das Experiment

Positives Reden verändert die Welt

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern. - Karl Marx


Positives Reden

Der heutige Blog soll ein Experiment vorstellen, das ich einmal selbst ausprobiert habe und das mich in seiner Wirkung total verblüfft hat.

Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen den Tag hinweg sehr negativ reden. „Scheiße“ ist eine Modewort geworden. Und Reaktionen wie „Leck mich!“ oder noch ärgeres sind normal. Sarkasmus ist des Deutschen beliebtester Humor geworden und uns fällt drei mal schneller eine Kritik, als ein Kompliment ein.

Doch welche Folgen hat dieses ständige negative Reden für uns? Wie wirkt es auf uns, wenn wir in den Nachrichten, von unseren Freunden und Verwandten nur negatives hören. Haben Beleidigungen und Sarkasmus eine Wirkung auf uns, selbst wenn wir es schon nicht mehr ernst nehmen oder uns daran gewöhnt haben?

Das findet man nur heraus, wenn man einmal das Gegenteil ausprobiert.

Das Wochenexperiment

Um das zu schaffen, habe ich mir eine Woche lang ein paar Regeln aufgestellt, die recht einfach klangen, es aber ganz schön in sich hatten. (Ich weiß gar nicht mehr, ob ich selbst darauf gekommen bin, oder ob ich es irgendwo kopiert habe.)

Das Grundanliegen dabei war, nur positiv zu reden und so vielen Menschen wie möglich eine Freude zu machen. Das mit der Freude war wesentlich leichter als das mit dem positiven Reden.

Aber es ist unglaublich was dabei heraus kam:

Viele Menschen, mit denen ich nur flüchtig Kontakt hatte, waren plötzlich erfreut mich zu sehen. Man hat gern Umgang mit mir gehabt und ich war beliebt. Ich hatte sehr positive und aufbauende Gespräche. Diese ganze positive Energie schwappte auch auf mich zurück. Auch wenn es nicht leicht war, hat es riesig Spaß gemacht.

Seit diesem Experiment habe ich meinen Umgang mit anderen und meine Lebensgrundhaltung verändert. Es hat mir wirklich die Augen geöffnet.

Die Regeln

Die Regeln sind eigentlich ganz einfach:

1. Rede nur positiv - negative Worte sind verboten!!!
Dazu gehören Worte Beleidigungen, Sarkasmus, Kritik, aber auch Worte wie „Nein“, „geht schlecht“, „das wird wohl nicht möglich sein“, „das ist schwierig“ usw. Wenn man jemandem eine Bitte abschlagen will, muss man es positiv formulieren wie „Vielleicht später.“, „Das nächste Mal sicher gern.“ oder „Frag mich nächste Woche noch einmal.“ ;)

2. Wann auch immer du mit jemandem redest, mache ein Kompliment - egal, ob man sich länger unterhält oder nur flüchtig begrüßt.
Es reicht schon „Deine Hose sieht gut aus.“ oder „Schöne Frisur“. Man kann aber auch mal „Ich finde es stark, wie ausdauernd du arbeitest.“ oder „Ich bewundere deine Geduld mit deinen Kindern.“ Diese Komplimente können auch einfach ins Blaue gemacht werden. Ein Kompliment braucht keinen Anlass. Mache es „einfach nur so.“

3. Umgebe dich mit positiven Gesprächen - um die ersten beiden Regeln durchzuhalten, ist es wichtig auf positive Gedanken zu kommen.
Daher sollte man negative Gespräche meiden. Sollte der Gesprächspartner negativ über ein Thema reden, wird das Thema einfach gewechselt oder man verabschiedet sich. Im Gegenzug dazu werden Gespräche mit Menschen gesucht, die positiv reden.

4. Bete viel - Manche meditieren, andere beten. Da ich Christ bin, empfehle ich das Gebet. Menschen, die mit dem Gebet nichts anfangen können, brauchen auch nicht mit Gott zu reden. Man kann ihn auch anschweigen oder einfach in der Gegenwart Gottes seinen eigenen Gedanken nachgehen. Wichtig ist, dabei die Augen zu schließen, sich zu entspannen und sich darauf einzulassen. Selbst ein paar Minuten Schweigen im Gebet geben neue Kraft und Ausdauer. Es funktioniert sogar bei Menschen, die nicht an Gott glauben.

Achtung!

Dieses Experiment verlangt es, sich auf etwas Neues einzulassen. Aber genau darum geht es in diesem Blog auch. Es ist einen Versuch wert!

Natürlich wird nicht alles auf Anhieb klappen. Viele negative Worte sind zur Gewohnheit geworden und wir müssen erst einmal neue Worte dafür finden. Wir müssen auch immer daran denken ein Kompliment zu machen und welche Worte wir sagen wollen.

Das braucht ein bisschen Übung und Geduld. Wenn man mal nicht dran denkt, ist das kein Grund zur Enttäuschung. Ich selbst habe keinen Tag komplett durchgehalten. Aber es war trotzdem eine wirklich gute Erfahrung.

Man sollte aber auch bedenken, dass nicht alle Regeln zu jeder Zeit gelten. Es ist nicht immer gut negative Gespräche zu meiden. Manche müssen einfach geführt werden. Es ist nicht immer gut Worte wie „Nein“ aus dem Wortschatz zu streichen. Aber dafür geht dieses Experiment ja auch nur eine Woche. Man kann sich mal darauf einlassen. Ich bin auf die Reaktionen gespannt!!!

7 Kommentare:

  1. Ich finde das ja ein sehr spannendes Experiment und ich glaube es geht auch sein Leben so zu führen. Natürlich gibt es Momente an denen Negative Gespräche vielleicht wichtig sind oder man einfach auch mal sauer sein möchte, aber wenn der großteil des Tuns positiv ist wird es sehr leicht. (Obwohl ich denke, dass Komplimente nur gegeben werden sollten, wenn es auch wirklich so gemeint ist.)
    Absagen kann man auch positiv gestalten ohne zu Lügen. Wenn man es nicht möchte sollte nicht gesagt werden, dass es zu einem späteren Zeitpunkt klappt. Sondern einfach die Wahrheit sagen. Finde ich am positivsten und dein Gegenüber weiß woran er ist. Gerade in Friedensau weiß man wie negativ konnotiert der Satz "frag mich nächste Woche nochmal." ist. Wenn ich das höre, werde ich sauer ;-)
    Ich werde aber versuchen, auch in Zeiten des Missmutes positiv anderen gegenüber zu sein. Vielleicht hilft's ja am ende auch mir :-)

    AntwortenLöschen
  2. Ich hoffe, dass du das Experiment wirklich mal durchziehst. Es wird auf jeden Fall Stellen geben, wo es echt hart wird. Vor allem, wenn man merkt, wie schnell man negativ redet und wie schnell man in alte Verhaltensmuster reinrutscht.

    Was die Komplimente angeht... Natürlich ist es am besten, wenn sie ernst gemeint sind. Allerdings glaube ich, dass wir das Komplimentieren nicht so gut können, wie das kritisieren. Dieses Experiment soll auch das Komplimente machen üben. Am Anfang sind sie vielleicht weniger ernst gemeint, aber das kommt mit der Zeit.
    Das habe ich auch bei mir gemerkt. An den ersten beiden Tagen habe ich mir die Komplimente abgerungen. Doch dann wurden sie immer ehrlicher und es fiel mir auch leichter, dass mir Komplimente einfielen.

    Aber jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Es ist eben ein Experiment, man kann sich ja mal darauf einlassen und Dinge tun, die man vielleicht im ersten Moment seltsam oder unehrlich findet. Aber man tut ja nichts schlimmes. Und es ist auf jeden Fall gut, über seine Grenzen hinaus zu gehen und neue Erfahrungen zu machen.

    AntwortenLöschen
  3. Hallo,

    klasse, dass Du das mal verschriftlichst. Die Idee wollte ich mir ja schon lange von Dir klauen! Hm... vllt. sollt ich heute einfach mal damit anfangen, kann ja nicht schaden.

    Ich finde, gewisseDinge sollte man nciht streichen. Man muss auch "nein" sagen können, sonst wird man ausgenutzt. Es gibt genug Leute, die das nciht können, und was das für Auswirkungen auch auf die Psyche hat, wirst Du wissen.

    Ich versuche z.Z. mir das Wort "scheiße" abzugewöhnen. Derzeitig ersetze ich es durch "Dung". Eindeutig angenehmer. ;) Nur sooo schwer, das durchzuziehen. Ab und an sollte man seinem Unmut Luft machen dürfen. Alles in sich hineinfressen schadet nur sich selbst. Sich immer zu positiver Stimmung zu zwingen, ebenso.

    1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: 2 geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; 3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; 4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; 5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; 6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; 7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; 8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
    Prd 3,1-8

    Wenn selbst Gott zornig wird, zeigt dies doch, dass es eine natürliche Gemütsregung ist. Wenn Jesus weinte (übrigens der kürzeste Satz dder Bibel), sollte uns dies doch ebenso zum Vorbild sein, zu trauern.
    Wir dürfen, ja wir müssen Gemütsregungen zulassen, egal ob positiv oder negativ. Dein Experiment ist wohl wirklich gut, um eine Grundeinstellung zu bekommen, jedoch sollte man den rihtigen Grad finden, den Mittelweg, und erkennen, wann dies seine Zeit hat, und wann auch negative Gespäche, "nein", o.ä. seine Zeit haben.

    Liebe Grüße

    Kathrin

    AntwortenLöschen
  4. Wie schon gesagt. Es ist ein Experiment und man sollte es mal drauf ankommen lassen.
    Es ist ja nur eine Woche. Die wird man ohne Trauma auch ohne "Nein" auskommen. Danach darf man es ja wieder sagen :)

    AntwortenLöschen
  5. ich versteh schon, was du meinst. Aber soweit ich weiß, sollte sich daraus ja eine Grundeinstellung entwickeln, und diese darf eben nicht so extrem wie die Rahmenbedingugnen des Experiments sein. Das hatten wir ja schonmal festgestellt. ;)

    Ich bin schon am Komplimenteüberlegen für Sabbat. :D

    AntwortenLöschen
  6. Ich werd jetzt mal ganz negativ ;) Ich mag keine Komplimente, weil sie nur die Kehrseite vom Lästern sind, Urteile. Ich mag Menschen nicht die sich ihre negativen Reaktionen nicht eingestehen können, weil ihnen ein wichtiger Zugang zu ihrem innersten fehlt. Wut ist der Weg zur Klarheit. Ich mag Menschen nicht die sich nicht klar auf etwas einlassen oder eben nicht, hauptsache klar.

    Der Gedanke mit dem Beten wiederum der ist sehr interessant. Inwiefern ist Beten Teil vom Positiv Reden?

    AntwortenLöschen
  7. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du Komplimente nicht magst!? Musst du mir mal näher erklären... ;)

    Aber zu deiner Frage, was Beten mit positivem Reden zu tun hat.
    Ich sehe da zwei wichtige Elemente.

    Zuerst einmal tut es der Seele (oder wegen mir auch "Psyche") gut, sich in die Stille zu begeben und ruhig zu werden. Stille schafft Erholung und gibt Kraft. Das erlebt man ja auch, wenn man meditiert.
    Beim Beten kommt allerdings noch der Gedanken-/Redefluss dazu. Das Gebet gibt hier die Möglichkeit Sorgen und Probleme loszuwerden, ist also eine Art Seelsorge an sich selbst. Auch Vorhaben und Pläne können gesagt werden, was hilft, sich zu fokussieren.

    Der zweite Aspekt, der mir wichtig dabei ist, ist natürlich der religiöse. (auch wenn das Gebet auch ohne diesen Aspekt "funktioniert") Man begegnet im Gebet einer Macht, die größer ist, als man selbst. Im Gegensatz zu mir, hat diese Macht Kontrolle über alles, was passiert. Das gibt Sicherheit. Denn ich kann auf Hilfe und Unterstützung hoffen.

    Das Gebet hat für das positive Reden also eher die Funktion von Entspannung und Konzentration. Dazu kommt, dass man jemanden hat, den man um Hilfe bitten kann, in schwierigen Situationen positiv zu bleiben. Wenn die Begegnungen mit Gott als höherer Macht besonders intensiv ist, schafft es sogar ein erhebendes Gefühl, was wiederum unterstützend auf das positive Reden wirkt.

    Aber die intensive Erfahrung von Gebeten, bzw. Gott an sich, ist immer von persönlichen Umständen und Neigungen abhängig. Aber vielleicht hattest du das Gefühl auch schon einmal, etwas zu begegnen, das größer ist als du und ich und alle zusammen...

    AntwortenLöschen